UPDATE — 23.04.2021: ***Unter 1.400 Namensvorschlägen, die bis gestern Nachmittag aus der ganzen Welt eingegangen sind, haben wir uns für den schönen Namen Aiko entschieden.***
Drei neue Orang-Utan-Waisen leben jetzt im Schutzzentrum Nyaru Menteng. Sie wurden seit Mitte Februar von BOS in Zentral-Kalimantan gerettet. Drei Babys bedeuten: Drei tote Orang-Utan-Mütter; drei traumatisierte Waisen; drei Babys, die den langen Weg der Rehabilitation noch vor sich haben. Aber auch: Drei Orang-Utan-Leben, die dank BOS eine Zukunft haben.
Die Babys sind zwischen sechs und zehn Monaten alt und damit noch vollkommen hilflos. Sie werden jetzt im BOS-Schutzzentrum Nyaru Menteng betreut. Hier erhalten sie nicht nur die notwendige medizinische Versorgung, sondern lernen in einem mehrjährigen Rehabilitationsprozess all das, was ihnen sonst in der Wildnis ihre Mutter beigebracht hätte. Wenn alles gut geht, sind sie nach sieben bis zehn Jahren Ausbildung bereit für die Auswilderung.
Onyer erholt sich im BOS-Rettungszentrum
Der zehn Monate alte männliche Säugling Onyer wurde von der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA im Dorf Dahian Tambuk, Gunung Mas Regency in Zentral-Kalimantan beschlagnahmt und am 15. Februar an das BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng übergeben.
Onyer ist mit zehn Monaten der älteste der drei Neuankömmlinge
Der Dorfbewohner, der das Orang-Utan-Baby bei sich hatte, behauptete, Onyer allein in einem Waldgebiet unweit seines Feldes gefunden zu haben. Wir gehen davon aus, dass seine Mutter getötet wurde. Denn keine Orang-Utan-Mutter würde ihr Baby zurücklassen.
Bei der Erstuntersuchung in Nyaru Menteng attestierten unsere Tierärzte Onyer eine gute Gesundheit. Noch befindet er sich in Quarantäne und unter regelmäßigen Gesundheitskontrollen. Das ist bei jeder Orang-Utan-Rettung üblich, um keine Krankheiten ins Rettungszentrum einzuschleppen. Unter COVID-19 sind die Quarantänemaßnahmen noch strenger. Sobald Onyer die Quarantäne durchlaufen hat, wird er in die Babygruppe von Nyaru Menteng aufgenommen.
Onyer
An seinem ersten Tag in Nyaru Menteng war Onyer sehr nervös. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass er sich plötzlich in einer neuen Umgebung mit lauter unbekannten Gesichtern befand. Nachts war er sehr unruhig und weinte jedes Mal, sobald seine Babysitterin aufstand – vermutlich aus Angst, wieder allein gelassen zu werden.
Zum Glück hat Onyer einen recht guten Appetit, trinkt gerne seine Soja-Milch und frisst Obst. Aktuell leidet er an einem leichten grippalen Infekt, den unser medizinisches Team mit Inhalationen behandelt, auf die er gut anspricht.
Onyers Lieblingsplatz ist die Schaukel
Am liebsten spielt Onyer auf der Schaukel. Auch an ersten Kletterübungen auf niedriger Höhe hat er sich schon versucht.
Ramangai war fast am Ende seiner Kräfte
Am 1. März wurde der sechs Monate alte Ramangai von BOS in Zusammenarbeit mit der BKSDA gerettet. Sieben Stunden dauerte die Fahrt des Rettungsteams in den Unterbezirk Marikit, Katingan Regency in Zentral-Kalimantan, wo Ramangai dringende Hilfe benötigte.
Ramangai bei seiner Rettung
Nach Angaben des Dorfbewohners, der ihn gefangen hielt, hatte der Ramangai im Wald entdeckt, als er auf Vogeljagd war. Der Dorfbewohner sagte, er sei schockiert gewesen, als er plötzlich ein Orang-Utan-Baby von einem Baum fallen sah, ohne jede Spur von seiner Mutter. Er habe nicht gewusst, was er tun solle, denn es wäre beschwerlich, das Baby den langen Weg aus dem Regenwald bis zu ihm nach Hause zu bringen. Doch er habe es nicht übers Herz gebracht, das Orang-Utan-Baby allein zurückzulassen. Da der Jäger wusste, dass Orang-Utans gesetzlich geschützt seien, beschloss er, das Baby doch mitzunehmen. Da er sich tief in einem entlegenen Waldgebiet befand, habe der Jäger Ramangai drei Tage lang tragen müssen, ehe er zuhause war, und ihn auf dem Weg nur mit Kaffee und Bananen füttern können.
Der Säugling war stark dehydriert
Das hatte zur Folge, dass das Orang-Utan-Baby stark dehydriert und geschwächt war. Als er zu Hause ankam, gab ihm der Dorfbewohner gesüßte Kondensmilch, in der Hoffnung, Ramangais Zustand würde sich verbessern.
Er meldete seinen Fund der Naturschutzbehörde BKSDA in Zentral-Kalimantan, die sich sofort mit einem BOS-Rettungsteam auf den Weg machte. Schon auf dem Weg ins Rettungszentrum Nyaru Menteng haben wir Ramangai über eine Infusion mit Flüssigkeit versorgt, da er extrem schwach und dehydriert war.
Ramangai hing zwei Tage am Tropf
Bei BOS wurde das Baby sofort auf der Quarantänestation intensiv betreut. Ramangai war vor allem nachts sehr unruhig. Er ist schwer traumatisiert vom Verlust seiner Mutter, den zurückliegenden Erlebnissen und davon, plötzlich in eine neue Umgebung voller fremder Menschen gestoßen worden zu sein. Nach zwei Tagen der Behandlung konnte Ramangai der Tropf entfernt werden, da sich sein Flüssigkeitshaushalt normalisiert hatte. Allerdings hat er immer noch leichtes Fieber, und steht unter unserer strengen und fürsorglichen tierärztlichen Bewachung. Und ganz vielen Kuscheleinheiten von seiner Babysitterin.
Die Trauer ist Ramangai anzusehen
Im Gegensatz zu Onyer, sitzt Ramangai lieber ruhig in einem Korb. Die Trauer, den Verlust seiner Mutter und die traumatisierenden Erlebnisse der zurückliegenden Tage hat der Kleine noch lange nicht verarbeitet. Doch mit viel Liebe und Fürsorge hoffen wir, dass es für ihn leichter wird.
Dürfen wir Aiko vorstellen?
Am 23. März wurde uns ein drittes Orang-Utan-Baby von der Naturschutzbehörde BKSDA übergeben. Noch hat das neun Monate alte Weibchen keinen Namen erhalten. Ein Bauer aus dem Dorf Muroi, Kapuas Regency in Zentral-Kalimantan hatte das Baby entdeckt. Der Bauer behauptete, den Säugling gefunden zu haben, als er beim Fischen war. Er habe sich etwa eine Woche um das Orang-Utan-Mädchen gekümmert und sie mit Milchpulver gefüttert, ehe er sie freiwillig der Behörde übergab.
Aiko ist neun Monate alt
Unsere Tierärzte stellten fest, dass sich der kleine Orang-Utan in einem guten Gesundheitszustand befand – mit einem großen Appetit auf Bananen und Milch. Das Mädchen befindet sich jetzt im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng mit Onyer und Rawang in Quarantäne. Einige Testergebnisse aus dem Labor stehen noch aus. Und natürlich auch die Namensgebung.
Der Lebensraum wird immer knapper
„Die drei Orang-Utan-Babys, die wir jetzt in wenigen Wochen aufgenommen haben, zeigen, dass die Abholzung und unverantwortliche Ausbeutung der Waldökosysteme auf Borneo immer noch anhalten“, sagt Denny Kurniawan, Program-Manager des Rettungszentrums Nyaru Menteng. „Denn die Zerstörung ihrer Lebensräume ist es, die wilde Orang-Utans dazu zwingt, auf der Suche nach Nahrung in menschliche Gärten und Felder zu wandern – was zu Mensch-Wildtier-Konflikte führt.“
Aus diesem Grund ist die Aufklärung der Menschen auf Borneo ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Wenn Orang-Utans auf der Suche nach Nahrung auf den Feldern der Bauern auftauchen, müssen diese wissen, was zu tun ist. Nämlich BOS oder die Behörden informieren, statt zur Waffe zu greifen, um ihr Einkommen oder die Versorgung ihrer Familie zu schützen.
Mit Aufklärung Orang-Utans schützen
„Keiner der drei geretteten Orang-Utans hatte körperliche Verletzungen wie Stich- oder Schusswunden“, berichtet Dr. Agus Fahroni, Tierarzt in Nyaru Menteng. „Ramangai litt jedoch unter einer schweren Dehydrierung, da die Menschen, die ihn gefunden hatten, nicht wussten, wie man einen Orang-Utan richtig versorgt.“ Jetzt erholen sich der Säugling und die beiden anderen Babys hoffentlich bald von ihrem erlittenen Trauma. Ein Heilungsprozess der lange dauern kann. „Angesichts ihres stabilen körperlichen Zustands und ihres gesunden Appetits sind wir zuversichtlich, dass sie nach Beendigung ihrer Quarantäne den Rehabilitationsprozess durchlaufen können“, meint Dr. Agus Fahroni hoffnungsvoll.
Aiko hat zum Glück Appetit
„Die Nachricht der dreifachen Rettung erzeugt in mir Freude und Trauer zugleich: Freude, dem Artensterben drei Leben entrissen zu haben – Trauer, weil die Wahrheit dahinter immer drei getötete Orang-Utan-Mütter bedeutet“, sagt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland. Und Denny Kurniawan ergänzt: „Mit bestehenden Einschränkungen unserer Arbeit, zu denen uns die COVID-19-Pandemie noch immer zwingt, brauchen wir zunehmend Unterstützung von allen Seiten und aus allen Bereichen, um unsere Bemühungen zum Schutz der Orang-Utans und ihres Lebensraums fortführen zu können.”
Tiere in Not kennen keinen Lockdown. Sie wollen helfen, Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren? Jeder Beitrag hilft.
Zwei weitere Orang-Utan-Babys, die den traumatischen Verlust ihrer Mutter und einige Wochen in Gefangenschaft bewältigen müssen, haben jetzt bei BOS ihr neues Leben begonnen. Jeni und Alexander, beide noch kein Jahr alt, sind jetzt bei BOS in Sicherheit. Nachdem sie die coronabedingt verschärfte Quarantäne überstanden haben, dürfen sie jetzt im Waldkindergarten spielend lernen, ein wilder Orang-Utan zu sein.
Corona und der Schutz vor einer möglichen Infektion sind eine große Herausforderung für Mensch und Tier. Glücklicherweise waren unsere Teams gut vorbereitet, als zwei kleine Orang-Utan-Waisen vor einigen Wochen in unser Schutzzenrum Nyaru Menteng kamen. Wir haben schon darüber berichtet: An der Seite der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA war BOS seit Beginn der Pandemie an der Rettung von sieben Orang-Utans beteiligt. Darunter zwei Babys, die wir zunächst in die neu angelegten COVID-19-Quarantäne-Stationen unserer Schutzzentren aufgenommen haben.
Jeni war in einem besorgniserregenden Zustand
Am 24. August brachte die BKSDA ein kleines Orang-Utan-Mädchen nach Nyaru Menteng. Bei ihrer Ankunft im Zentrum wog die damals zehn Monate alte Jeni nur fünf Kilogramm. Ihre Haut war ganz trocken, und sie hatte zahlreiche Wunden auf dem Rücken und an einem ihrer Beine. Sie war in einem besorgniserregenden Zustand.
Jeni hat ihre Mutter verloren
In den ersten Tagen der Quarantäne hatte Jeni große Schwierigkeiten, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Die Verletzung am Bein machte ihr schwer zu schaffen, außerdem zeigte sie alle Anzeichen eines Schocks – was kein Wunder ist, da die viel zu frühe Trennung von der Mutter für kleine Orang-Utans ein traumatisierendes Erlebnis ist. Eigentlich sind sie bis zum Alter von sieben oder acht Jahren auf ihre Mütter angewiesen – um sich in dieser Welt zurechtzufinden und alle Fertigkeiten zu lernen, die es zum Überleben im Regenwald braucht. Der Verlust der Mutter in diesem jungen Alter hinterlässt tiefe seelische Wunden und stellt die kleinen Orang-Utans vor riesige Herausforderungen. Manchmal sogar vor die Herausforderung zu überleben….
Im Baum zu hangeln ist für Jeni das Größte
Das medizinische Team und unsere Babysitterinnen im Rettungszentrum waren fest entschlossen gerade jetzt in diesen für alle schwere Zeiten, gut für Jeni zu sorgen, damit sie sich in ihrer neuen Umgebung wohl und sicher fühlt. Und eines Tages mit der Trauer leben kann.
Alexander wollte nichts mehr trinken
Nur einen Tag nach Jeni wurde Alexander von einem Wildtier-Rettungsteam der BKSDA gerettet, medizinisch versorgt und wenig später ebenfalls nach Nyaru Menteng gebracht. Da war Alexander schätzungsweise neun Monate alt. Wie alle Neuankömmlinge wurde er genau untersucht: Sein Haar war verfilzt, die Haut ausgetrocknet und er hatte zahlreiche Wunden an Beinen und Armen.
Bei seiner Erstuntersuchung wog Alexander nur 3,5 Kilogramm
Der kleine Orang-Utan-Junge wog grade mal 3,5 Kilogramm und wirkte sehr verängstigt. Dem Rettungsteam der BKSDA hatte ein Dorfbewohner erzählt, dass Alexanders Mutter von einem Hund angegriffen worden und in Panik geflohen sei. Das Baby habe sie zurückgelassen. Daraufhin habe der Mann das Baby mitgenommen und in einen Käfig gesperrt, bis die BKSDA den kleinen Menschenaffen abholte.
Während seiner zweimonatigen Quarantäne litt Alexander unter Verdauungsproblemen, sein kleiner Bauch war sichtbar aufgebläht. Anfangs weigerte er sich, die von den Babysitterinnen angebotene Milch zu trinken. Das war ein großes Problem, denn er musste dringend zunehmen. Doch der kleine Orang-Utan-Junge trauerte offenbar so sehr um seine Mutter, dass er die Nahrung verweigerte. Unsere Tierärzte und Babysitterinnen kümmerten sich sehr liebevoll und geduldig um Alexander. Und schließlich kam er langsam wieder zu Kräften.
Bananen halfen, dass Alexender wieder zu Kräften kam
Jetzt spielen beide Babys im Waldkinderkarten
Die Arbeit unserer Teams wurde belohnt: Aus Jeni ist inzwischen ein lebenslustiges kleines Orang-Utan-Mädchen geworden, das sich in der Gemeinschaft der anderen sehr wohlfühlt. Seit September ist sie in der Waldkinderkarten-Gruppe und klettert am liebsten den ganzen Tag in den Bäumen herum. Ihr Appetit ist zurückgekehrt – ganz besonders gern isst Jeni Bananen.
Alexander erholt sich ebenfalls langsam von seinem Trauma und gewöhnt sich jeden Tag etwas besser an sein neues Leben. Genau wie Jeni geht er mittlerweile in den Waldkindergarten und spielt mit den anderen kleinen Orang-Utans – am liebsten in den Bäumen. Oder er schaukelt verträumt in einer Hängematte.
Eines Tages werden sie hoffentlich wieder frei leben können
Wir hoffen aufrichtig, dass diese beiden jungen Orang-Utans den Rehabilitationsprozess sicher durchlaufen und mit Bravour bestehen können. Auch sie haben es verdient, eines Tages wild und frei im Regenwald zu leben. Da, wo sie hingehören.
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Traurig blickt der kleine Orang-Utan durch die Gitterstäbe des Holzverschlags. Einen Monat ist er nun bereits hier eingesperrt, fristet sein Dasein auf etwa zwei Quadratmetern. Er ist schwach, unterernährt und fiebrig als man ihn findet. Mit dem Eintreffen des Rettungsteams der BOS Foundation ist er nun jedoch in Sicherheit.
Der etwa einjährige Menschenaffe ist die erste Rettung eines Orang-Utans im Jahr 2020. Gefunden wurde der kleine Junge bereits Ende Januar. Ein Bauer hatte ihn in dem Dorf Keladan in Zentral-Kalimantan in einem Käfig als Haustier gehalten. Seiner Angabe nach war das Baby in der Nähe einer Farm allein aufgefunden worden. Von der Mutter fehlte jede Spur.
Noch ohne Namen
Verwaiste Tiere keine Seltenheit
Kein ungewöhnliches Szenario. „Immer wieder werden Orang-Utans Opfer menschlicher Attacken“, sagt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland. „Erwachsene Tiere auf Streifzug und Futtersuche werden gejagt, vertrieben, erschossen. Ihr Nachwuchs bleibt oft allein zurück, verwaist und ohne menschliche Hilfe dem Tod geweiht.“ Manche der Babys werden trotz Verbots als Haustier gehalten oder fallen dem internationalen Wildtierschmuggel zum Opfer.
Dennoch, es gibt Hoffnung, denn die Aufklärungsarbeit der BOS Foundation trägt Früchte. „Immer schneller werden illegal privat gehaltene Orang-Utans unseren Rettungsteams und den Behörden gemeldet“, erklärt Merdes. „Durch gezielte Information über die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Orang-Utan- sowie Regenwaldschutzes wird die lokale Bevölkerung für das Thema sensibilisiert. Außerdem werden Einheimische in Schutzprojekte einbezogen.“
Im Rettungszentrum in Sicherheit
Baby hat gute Chancen auf Rehabilitation
Das noch namenlose, etwa 3,5 Kilo schwere Orang-Utan-Baby hat gute Chancen, nach einem mehrere Jahre dauernden Rehabilitationsprozess eines Tages in Freiheit zu leben. Derzeit lebt es im BOS-Schutzzentrum Nyaru Menteng noch in Quarantäne. Nach deren Ablauf (frühestens Ende März) wird es wie alle geretteten Babys im Waldkindergarten von BOS die überlebenswichtigen Fähigkeiten für ein Leben in der Wildnis Borneos erlernen.
Endlich in Sicherheit
Bis es jedoch soweit ist, wird der kleine Orang-Utan wie seine mehr als 500 Artgenossen fürsorglich von den Babysittern, Medizinern und allen anderen Mitarbeitern der BOS Foundation betreut.
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In dieser Trockenzeit waren Samboja Lestari und das Gebiet rund um unser Rettungszentrum in Ost-Kalimantan von Bränden und illegalen Rodungen weitgehend verschont geblieben. Doch jetzt gab es gleich zwei Vorfälle, bei denen das schnelle Eingreifen unserer Mitarbeiter Schlimmeres verhindern konnte.
Bei einer Patrouille rund um unser Rettungszentrum Samboja Lestari sind unsere Mitarbeiter vergangene Woche auf ein etwa 5.000 Quadratmeter großes Stück frisch gerodetes Land gestoßen. Ordentlich gestapelt lagen die bereits zu Brettern gesägten Baumstämme bereit zum Abtransport.
Frisch gerodetes Holz auf dem Gebiet von Samboja Lestari
Als unsere Sicherheitsleute während ihrer Morgenpatrouille das kreischende Geräusch von Kettensägen vernahmen, machten sie sich eilends auf die Suche. Sie entdeckten vier Männer, die gerade dabei waren, frisch gefällte Bäume zu Brettern zu zersägen, um sie für den Abtransport vorzubereiten. Unser Team informierte umgehend die örtlichen Behörden, die die Männer festnahmen. Erste Ermittlungen ergaben, dass die vier Holzfäller Bauern aus der Umgebung waren. Sie sollen auch für die illegalen Ananas- und Ölpalmenplantagen verantwortlich sein, die Anfang des Jahres an anderer Stelle von Samboja Lestari gefunden worden waren.
Die Polizei ermittelt
Damit nicht genug: Am nächsten Tag brach ein Feuer rund zwei Kilometer vom Ort der Rodung entfernt aus. Sofort rannten unsere Mitarbeiter zur Brandstelle. Nach fast vier Stunden harter Arbeit konnte das Feuer glücklicherweise vollständig gelöscht werden. Doch eine Fläche von 0,59 Hektar mit rund 210 Bäumen, die wir seit Anfang der 2000er Jahre gepflanzt hatten, wurde vollständig niedergebrannt.
Vier Stunden kämpften unsere Mitarbeiter gegen die Flammen
Eine Katastrophe konnte verhindert werden
Zwei traurige Vorfälle, die in ihren Ausmaßen jedoch weit von den katastrophalen Feuern entfernt sind, die in diesem Jahr rund um unser Rettungszentrum Nyaru Menteng in Zentral-Kalimantan gewütet haben. Wir sind sehr stolz auf das schnelle und entschlossene Eingreifen unserer Mitarbeiter, die so Schlimmeres verhindern konnten.
Damit unsere Mitarbeiter auch für künftige Löscheinsätze gewappnet sind, arbeiten wir das ganze Jahr an Brandschutzmaßnahmen, der Ausbildung im Feuerschutz, dem Bau neuer Brunnen und Löschwasserspeicher und einem ausreichenden Bestand an Ausrüstung.
Sie sind dem Tod gerade noch so von der Schippe gesprungen – die 20 Jahre alte Orang-Utan-Mutter und ihr zweijähriger Sohn, die BOS jetzt gemeinsam mit der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA in der Nähe eines Dorfes in Ost-Kalimantan retten konnte. Die beiden Orang-Utans wurden zur medizinischen Behandlung und intensiven Pflege ins BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari gebracht, wo sich ein Team aus Spezialisten nun rund um die Uhr um die beiden kümmert.
Als das BOS-Rettungsteam einem Notruf folgend bei Mutter und Kind eintraf, ahnten die Retter noch nicht, welch ein trauriges Schicksal sie erwarten würde. Hoch im Baum, nicht weit entfernt von einer Dorfgemeinschaft, saß ein abgemagertes Orang-Utan-Weibchen, ihren kleinen Sohn fest an sich gedrückt. Die beiden hatten sich weit vom dichten Regenwald entfernt. Sollte mit ihnen alles in Ordnung sein, würden unsere Mitarbeiter sie direkt in ein geschütztes Waldgebiet umsiedeln.
Mit letzter Kraft hält sich die Mutter mit ihrem Baby im Baum
Nun mussten wir schnell handeln, um die Tiere nicht unnötig zu stressen. Sofort wurde das Betäubungsgewehr geladen und nach einem gezielten Schuss landete das Weibchen glücklicherweise sicher in unseren Auffangnetzen – immer der heikelste Moment bei einer Orang-Utan-Rettungsaktion.
Die Betäubungsspritze wird vorbereitet
Ein heikler Moment
Die abgemagerte Mutter ist sicher gelandet
Das Baby ist zum Glück wohlauf
Schon die erste Untersuchung der Mutter durch unsere Tierärzte vor Ort ließ unsere schlimmsten Befürchtungen wahr werden: Dieser Menschenaffe brauchte dringend Hilfe! An eine direkte Umsiedlung in ein Schutzgebiet war nicht zu denken. Mit nur 25 Kilogramm Körpergewicht war die Orang-Utan-Mutter stark untergewichtig (normal für einen gesunden, ausgewachsenen Orang-Utan wären über 40 Kilo).
Die Orang-Utan-Mutter ist in einem erbärmlichen Zustand
An Kopf und Händen entdeckten die Tierärzte schwere Schnittverletzungen. Der Zeigefinger der rechten Hand ist abgetrennt. Diese Orang-Utan-Mutter war definitiv mit Waffen angegriffen worden. Höchste Zeit, sie und ihr Baby in Sicherheit zu bringen.
Der abgetrennte Zeigefinger
Die Experten von BOS geben ihr Bestes
Die Schnittwunde am Kopf
Bereit für den Transport nach Samboja Lestari
In Sicherheit
Die Dorfbewohner begleiten die Retter neugierig
In der Klinik des BOS-Rettungszentrums Samboja Lestari bestätigte sich der grausame Verdacht, dass Jubaedah, wie wir das Weibchen genannt haben, von Menschen mit Waffengewalt angegriffen worden war: Fünf Kugeln wurden in ihrem Körper gefunden – in Kinn, Brust, Achsel und in beiden Beinen. Auf diese Mutter war geschossen und vermutlich mit einer Machete eingeschlagen worden. „Glücklicherweise war ihr Sohn, wir nennen ihn Jubaedi, unverletzt und gesund“, berichtet unserer Tierärztin Agnes. „Seine Mutter hat ihn fast unter Einsatz ihres Lebens beschützt und genährt.“ Mit zwei Jahren ist Jubaedi noch ein Orang-Utan-Baby, wird von seiner Mutter gesäugt. Hätten wir seine Mutter und ihn nicht rechtzeitig retten können, hätte er allein keine Chance gehabt zu überleben. Denn sechs bis acht Jahre sind Orang-Utan-Kinder komplett auf die Mutter angewiesen.
Eine tapfere Orang-Utan-Mutter
Wie aufopferungsvoll sich Jubaedah um ihren kleinen Sohn gekümmert hat, zeigten die genaueren medizinischen Tests: Die Orang-Utan-Mutter litt unter einer ausgeprägten Anämie, war stark dehydriert und hatte einen extrem niedrigen Blutzuckerspiegel. Dass sie sich überhaupt noch in einem Baum halten konnte, grenzt an ein Wunder. Vermutlich war sie aufgrund ihres körperlichen Zustands schon längere nicht in der Lage, allein in den Regenwald zurückzufinden, wo sie Nahrung und Schutz gefunden hätte. So blieb ihr nichts anderes übrig, als in der Nähe von Menschen nach Nahrung zu suchen – eine lebensgefährliche Situation.
Erst diese Woche veröffentlichte der Weltbiodiversitätsrat IPBES erschreckende Zahlen zum Artensterben. Einer der Hauptgründe ist der Verlust von Lebensräumen. So wurden von 1980 bis 2000 rund 100 Millionen Hektar intakter Regenwald gerodet– unter anderem um Ölpalmplantagen in Südostasien (7,5 Millionen Hektar) oder Viehweiden in Lateinamerika (rund 42 Millionen Hektar) anzulegen. Weiterhin wurden zwischen 2010 und 2015 in den Tropen mit ihrem hohen Artenreichtum 32 Millionen Hektar Primärwald zerstört. Mit jedem Hektar zerstörtem Regenwald wird der Lebensraum für die vom Aussterben bedrohten Orang-Utans immer kleiner und Konflikte zwischen Tier und Mensch häufen sich. So wie auch in diesem Fall.
Jetzt dürfen sich Mutter und Kind aber erstmal im BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari erholen. Hier werden die körperlichen Wunden heilen. Und die tapfere Orang-Utan-Mutter kann Kraft sammeln, bevor sie mit ihrem Sohn in einem geschützten Regenwald einen Neuanfang starten darf.
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