In einem kleinen Dorf im Dschungel wird ein Orang-Utan-Baby gefunden. Tierarzt Arga macht sich auf den weiten Weg, um das Jungtier abzuholen und in die Schule zu bringen. Dort hat Beni währenddessen einen Plan ausgeheckt, um an den Bananenvorrat zu gelangen – der Vielfraß kennt keine Grenzen. Für das Personal der Jungle School wird es sehr emotional, als sie fünf ihrer Schützlinge endlich in die Wildnis entlassen können.
Es gibt außergewöhnlichen Zuwachs in der Jungle School: Alba, der weltweit einzige bekannte Albino-Orang-Utan, nimmt ab jetzt am Unterricht teil. Wie werden die anderen Schüler mit dem Neuzugang umgehen? „Big Boy“ Beni muss währenddessen noch immer abspecken und Valentino fällt hauptsächlich durchs Herumalbern auf.
In der Jungle School gibt es viele unterschiedliche Charaktere, die die Lehrer auf Trapp halten: Allen voran Klassenclown Valentino, der regelmäßig versucht, dem Unterricht zu entgehen. Dann wäre da noch „Big Boy“ Beni, der durch seinen übermäßigen Appetit mit Übergewicht zu kämpfen hat und dringend abspecken sollte. Neu in der Schule sind Clara und ihr Baby Clarita: Die beiden wurden von einer Insel gerettet, nachdem Clarita von einem männlichen Affen entführt wurde.
Eine Organisation ist immer nur so stark wie die Menschen, die für sie arbeiten. Bei BOS engagieren sich täglich viele Mitarbeitende leidenschaftlich für Orang-Utans und den Regenwald. Heute stellen wir einen Orang-Utan-Warrior vor, der seine vielseitigen Talente seit 17 Jahren in den Dienst von BOS stellt: Rahmadi.
Rahmadi kommt aus dem Dorf Keladan in Zentral-Kalimantan. Als er bei BOS anfing, arbeitete er die erste Zeit am Schreibtisch. Doch Rahmadi war schon immer eher ein „Draußenmensch“ und suchte sich neue Aufgaben: Er machte seinen Pilotenschein für Ultraleichtflugzeuge und war fortan für die Luftüberwachung im Mawas-Schutzgebiet zuständig.
Mehr als 300 000 Hektar Torfsumpfwald im Blick
Das Mawas-Schutzgebiet besteht zu 80 Prozent aus tropischen Torfmoorwäldern. Diese Wälder sind unglaublich wertvoll für das biologische Gleichgewicht. Mit 5.000 bis 8.000 Jahren gehören sie zu den ältesten Torfmoorwäldern der Welt und besitzen gigantische Kohlenstoffspeicher. Außerdem sind hier viele Tiere zu Hause: Allein in Mawas leben schätzungsweise 2.550 wildlebende Orang-Utans, eine der größten Populationen auf Borneo. Doch grade in der Trockenzeit ist der Wald sehr anfällig für Brände.
Um das ganze Gebiet im Blick zu behalten, wurden für die Luftpatrouillen eine Zeit lang Ultraleichtflugzeuge eingesetzt: Sie könnten auch auf kürzeren, unbefestigten Bahnen starten und landen. Wiesen oder Felder reichen völlig aus. Und weil sie leichter als die größeren Maschinen sind, verbrauchen Ultraleichtflugzeuge auch weniger Kraftstoff. Sie sind also bestens geeignet für die Luftüberwachung im Regenwald, mit deren Hilfe Waldbrände und andere Gefahren frühzeitig erkannt werden können. Leider wurde das Programm aus Kostengründen später wieder eingestellt.
Die Wiedervernässung schützt auch vor Bränden
Doch Rahmadis Arbeit im „Mawas Conservation Program“ ging weiter. In Buntok war er für die Organisation und Leitung einer Baumpflanzgruppe sowie den Bau von Kanalblöcken verantwortlich. Beides sind wichtige Bausteine, um das Ökosystem im Torfsumpf wiederherzustellen. Mawas hat eine lange Geschichte: In der Vergangenheit wurden die Torfsumpfwälder im Mawas-Schutzgebiet durch die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen sehr stark geschädigt. So wurde das Torfmoor durch das Graben von Tausenden von Kanälen trockengelegt. Eine Katastrophe für das Ökosystem! Um das Gebiet wieder in Regenwald zu wandeln, forstet BOS seit mehreren auf. Dazu gehört auch die Wiedervernässung des Bodens: Regenwasser wird in den Kanälen gestaut und flutet nach und nach das Torfmoor. So wird die hydrologische Qualität der Torfsümpfe verbessert – und auch die Waldbrandgefahr ist geringer.
Aktuell besteht Rahmadis Hautpaufgabe wieder im Brandschutz. Er ist Teil des technischen Teams, das an verschiedenen Stellen im Mawas-Schutzgebiet Brunnen anlegt. So haben die lokalen Gemeinden einfacheren Zugang zu Löschwasser, um Brände zu löschen, wenn sie entstehen.
Es gibt noch viel zu tun
Nach seinem jahrelangen Einsatz für den Naturschutz wünscht sich Rahmadi, dass die Aktivitäten zum Schutz vom Mawas-Gebiet weiterhin so gut laufen. Sein Hauptanliegen dabei ist, dass die lokalen Gemeinschaften von den Projekten weiterhin profitieren und aktiv dazu beitragen können, dass der Regenwald weiter wächst. Danke Rahmadi, Du bist ein echter Orang-Utan-Warrior!
Orang-Utan-Mütter sind, wir können es nicht anders sagen, echte Supermütter im Tierreich. Sie hüten ihren Nachwuchs wie einen unbezahlbaren Schatz. Und das ist er ja auch. Sowieso. Aber insbesondere deshalb, weil Orang-Utans nur alle sechs bis acht Jahre ein Baby bekommen. So eine niedrige Reproduktionsrate hat kein anderes Säugetier. Und das ist auch einer der Gründe, warum Orang-Utans vom Aussterben bedroht sind. Denn jedes getötete oder der Wildnis entrissene Tier, wirkt sich direkt auf zukünftige Generationen aus.
Supermütter sind sie auch deshalb, weil sie sich sieben bis acht Jahre lang ganz allein um ihren Nachwuchs kümmern – bis das Kind bereit ist, selbstständig zu leben. Die halbsolitäre Natur der Orang-Utans bedeutet, dass eine Orang-Utan-Mutter nicht auf die Unterstützung anderer Tiere in einer Gruppe zählen kann. Sie kann nicht auf Väter, Tanten, Onkel oder Nichten zurückgreifen, die sich auch mal um die Erziehung kümmern. Nur in seltenen Fällen leistet ihr ein fast schon selbstständiges Kind zumindest zeitweise Gesellschaft und Unterstützung.
In den ersten Lebensjahren ist ein Orang-Utan-Kind sehr stark von seiner Mutter abhängig. So ist das Leben einer Orang-Utan-Mutter, die einen Säugling aufzieht, nicht einfach: Sie muss mehr Nahrung als üblich suchen, um ihr Kind zu stillen, während es sich die ganze Zeit an ihren Körper klammert. Orang-Utan-Mütter müssen also wirklich starke Supermütter sein, um ihren Nachwuchs in der Wildnis aufzuziehen!
Auch unsere Post-Release-Monitoring-Teams (PRM) sind immer wieder beeindruckt, wenn sie in unseren Auswilderungswäldern auf eine Mutter mit Kind treffen. So auch neulich im Kehje Sewen-Wald in der Nähe des Camps Lesik.
An diesem Tag hatte unser Team das Glück, Sayang (12) und ihre Tochter Padma (3) frühmorgens in der Nähe des Camps anzutreffen. Sayang wurde 2009 auf der Vorauswilderungsinsel Kaja Island geboren und 2013 gemeinsam mit ihrer Mutter Yayang ausgewildert.
Während der Beobachtungen blieb Padma meist in den Armen ihrer Mutter und schenkte unserem Team nur gelegentlich Aufmerksamkeit. Es schien, dass sie sich durch unserer Anwesenheit etwas gestört fühlte, denn sie fing an, Stöcke zu zerbrechen und diese nach dem Team zu werfen. Für Orang-Utans ein eindeutiges Zeichen von Unmut. Sayang hingegen war die Ruhe selbst. Sie sah dem Treiben ohne jede Reaktion zu. Vielleicht wurden wir Zeugen einer Lehrstunde: Padma durfte an uns üben, wie sich ein Orang-Utan vor Bedrohungen schützt. Gut gemacht, kleine Padma, dein Selbstbewusstsein erwacht.
Bei der Beobachtung junger Orang-Utans im Regenwald vergeht die Zeit schon mal wie im Flug. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Sayang mit Padma auf dem Rücken von den Bäumen unweit des Lagers herunterkletterte und zum Ufer des Pehpan-Flusses hinabstieg. Das Team folgte ihnen durch das dichte Gebüsch und wurde dann Zeuge, wie Sayang ihre Tochter über den Fluss trug.
Das hatte die Kolleg:innen durchaus überrascht. Denn Orang-Utans können nicht schwimmen und haben durchaus Respekt vor tiefem oder reißendem Wasser. Und der Pehpan-Fluss hat eine sehr schnelle, durchaus starke Strömung.
Doch Sayang trug ihre Tochter mutig durch das Wasser. Sie platzierte Padma sicher auf ihrem oberen Rücken, damit sie auch auf jeden Fall vor dem Wasser sicher war. Ruhig und geschickt machte sich Sayang mit ihrer wertvollen Fracht auf den Weg. Wir hielten den Atem an.
Doch alle Sorge war unnötig. Mutter und Tochter kamen wohlbehalten am anderen Ufer an.
Auch das Team querte den Fluss, um die Beobachtungen fortzusetzen.
Wenn wir Sayang beobachten, dann sehen wir ohne Frage, wie grenzenlos groß ihre Liebe zu ihrer Tochter Padma ist. Es steht vollkommen außer Frage: Sie würde sich selbst in Gefahr begeben, nur um ihr Kind vor jeder Bedrohung zu schützen! Hochachtung, Sayang, du bist eine wundervolle Orang-Utan-Supermutter!
Sich von Ast zu Ast zu hangeln ist für Jeni das Größte! Geschickt und ohne Angst erklimmt das zweijährige Orang-Utan-Mädchen bereits Bäume, die fünf Meter und höher sind. Die Vorfreude auf das Klettern beginnt für Jeni schon auf dem Weg in die Waldschule. Jeden Morgen klettert sie flink und ganz aufgeregt in die Schubkarre, mit der die kleinen Waldschülerinnen und Waldschüler in den Wald gefahren werden. Immer an ihrer Seite: Alexander.
Der Anfang war schwer
Jeni und Alexander sind vor über einem Jahr gemeinsam in unser Rettungszentrum gekommen. Sie waren in einem besorgniserregenden Zustand. Jeni litt spürbar unter dem Verlust ihrer Mutter, sie schien traumatisiert. Ihre Haut war trocken, kleine Wunden an Rücken und Beinen machten ihr sehr zu schaffen. Auch der etwa einen Monat jüngere Alexander hatte zahlreiche Wunden, sein Haar war verfilzt und er wirkte sehr verängstigt. Die beiden gewöhnten sich langsam aneinander und hielten auch zusammen, als sie nach der gemeinsamen Quarantäne und dem Kindergarten in die Waldschule kamen. Jetzt sind sie praktisch unzertrennlich.
Jeni und Alexander entdecken den Wald
Auf Bäume zu klettern war für Jeni schon immer das Größte! Obwohl sie im Vergleich zu den anderen noch ein relativer Neuling in der Gruppe ist, sind ihre Kletterkünste schon jetzt beeindruckend. Alexander folgt ihr meist dicht auf den Fersen. Auch fünf Meter hohe Bäume machen den beiden keine Angst. Für ihr Alter erfordert das viel Übung und Mut.
Doch vor einiger Zeit wurde dann aus Mut wohl Übermut. Als Jeni und Alexander ausgelassen in den Bäumen spielten, verlor Jeni plötzlich den Halt und rauschte ohne eine Chance, den Fall aufzuhalten, durch die Blätter nach unten. Auf ihr kleines Kreischen folgte ein leiser Aufprall auf dem weichen Waldboden. Die Babysitterin eilten erschrocken sofort herbei, um nach Jeni zu schauen. Alexander saß noch immer hoch oben im Baum. Er und die anderen kleinen Orang-Utans waren ganz still.
Die erste Untersuchung ergab, dass Jeni unverletzt schien. Um sicherzugehen, brachte ihre Babysitterin sie jedoch direkt in die Klinik, um sie von einem Tierarzt genauer untersuchen zu lassen. Dann die Erleichterung: Jeni hatte keine Verletzungen davongetragen und auch der kurze Schock war schnell überwunden. Also ab zurück in den Wald!
Als wäre nichts gewesen, erklomm Jeni mutig und furchtlos den nächsten Baum. Bis ganz nach oben in die Baumkrone. Sie verlangsamte nicht einmal ihr Tempo, als sie sich flott von einem Baum zum anderen hangelte. Es schien ganz so, als hätte ihr die Erfahrung des Sturzes geholfen, ihr Gleichgewicht zu verbessern und ihr Vertrauen in das schwierige Gelände zu stärken. Ein wichtiger Lernschritt.
Wohlverdiente Erschöpfung, wenn es auf die Nacht zugeht
So viel Überschwang braucht auch mal Pause. Wenn Jeni abends wieder im Babyhaus ist, zeigt sie sich von einer ganz anderen Seite. Dann sucht sie die Nähe der Babysitterinnen, möchte die ganze Zeit auf dem Arm sitzen und ruft oft nach Milch. Meist schläft sie dann vor allen anderen ein. Ihre aufregenden Abenteuer um Wald fordern eben viel Energie.
Ruh dich aus und schlaf gut, liebe Jeni. Damit Du genug Energie für einen weiteren Tag voller Entdeckungen und Überraschungen im Wald hast.
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