Taymur: Ein Opfer des Wild­tier­han­dels kommt der Frei­heit näher

Taymur: Ein Opfer des Wild­tier­han­dels kommt der Frei­heit näher

Nach sechs Jahren erfolg­rei­cher Reha­bi­li­ta­tion im BOS Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng ist Taymur jetzt auf die Voraus­wil­de­rungs­insel gezogen. Sein Schicksal steht stell­ver­tre­tend für die Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels. Denn Taymur wurde als Baby von Borneo nach Kuwait verschleppt. Dass er entdeckt wurde, verdankt er nur einem glück­li­chen Zufall. Nun ist der neun­jäh­rige Orang-Utan-Junge der Frei­heit wieder einen großen Schritt nähergekommen.

* Zu Weih­nachten 2023: Verschenken Sie Orang-Utan-Glück *

Als die Klappe der Trans­portbox geöffnet wird, stürmt Taymur schnur­stracks heraus. Sein erster Weg führt ihn auf die Fütte­rungs­platt­form, wo Kürbisse und Bananen auf ihn warten. Dann, nach einem letzten Blick auf unser Team, klet­terte er bald auf den nächsten hohen Baum und rüttelte erstmal aufge­regt an den Ästen. Als würde er uns zum Abschied winken.

Erleich­te­rung macht sich im Team breit, wie BOS Deutsch­land Geschäfts­führer Daniel Merdes berichtet, der die Ehre hatte, Taymurs Käfig öffnen zu dürfen: „Es war ein für mich magi­scher Moment, denn ich spürte die kollek­tive Erleich­te­rung des Teams, von mir und auch von Taymur.“ Erleich­te­rung darüber, dass es Taymur – nach seiner tragi­schen Odyssee – bis hierher geschafft hat.

Taymurs Geschichte

Denn als Taymur 2017 im Alter von drei Jahren ins BOS Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng kam, hatte er bereits Schreck­li­ches erlebt. Der Mutter beraubt, aus Borneo verschleppt, hatte ihn ein reicher Kuwaiter zu seinem persön­li­chen Spiel­zeug gemacht, ihm sogar das Rauchen beigebracht. Schauen Sie sich Taymurs Geschichte in unserer Graphic Novel an:

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Die Illus­tra­torin Elena Bianco hat Taymurs Geschichte bis zu seiner Rettung in eindrucks­vollen Bildern erzählt

Der Moment, indem Taymur auf seiner Auto­fahrt nach Nyaru Menteng zum ersten Mal stau­nend den Regen­wald erblickt, ist auch für uns beim Betrachten der Bilder, immer wieder ein echter Gänse­haut­mo­ment. Ein Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels, das seinem trau­rigen Schicksal entrinnen konnte.

Orang-Utan-Junge blickt staunend aus dem Autofenster, als er zum ersten Mal den Regenwald sieht
Bei seiner Heim­kehr nach Borneo kann Taymur seinen Blick kaum abwenden, als er den Regen­wald zum ersten Mal sieht 

Ausbil­dung zum wilden Orang-Utan

Endlich konnte Taymur nun lernen, ein wilder Orang-Utan zu sein. Sechs Jahre in der Wald­schule haben ihn jetzt der Frei­heit einen großen Schritt näher gebracht.

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Anläss­lich Taymurs Voraus­wil­de­rung schauen auch Tier­arzt Dr. Arga und Baby­sit­terin Sri auf Taymurs erstaun­liche Entwick­lung zurück

Gemeinsam mit Jelapat, Kalanis und Napri ging es per Boot nach Salat Island. Hier machte Taymur sich schon bald auf die Suche nach natür­li­cher Nahrung, fand junge Blätter des Guaven­baumes, Blüten und ein paar Sang­kuang Früchte. Er wurde beob­achtet, wie er mit anderen Insel­be­woh­nern inter­agierte, während er zu den Menschen am Ufer respekt­vollen Abstand hielt. Und in den Nächten baute er sich eigene Schlaf­nester. Bisher sind wir sehr zufrieden mit dem neuen Wald­stu­denten Taymur.

Viel Glück und Erfolg beim Studium des wilden Orang-Utan-Lebens, Taymur! Wir glauben an Dich!

Auch Sie können Orang-Utans wie Taymur auf deren Weg in die Frei­heit begleiten. Zum Beispiel mit einer Paten­schaft.

Der Wild­tier­kor­ridor in Sabah wächst und gedeiht!

Der Wild­tier­kor­ridor in Sabah wächst und gedeiht!

Es war ein visio­näres Projekt, das wir 2019 gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund e. V. gestartet haben. Eines mit erheb­li­cher Bedeu­tung für den Arten­schutz auf Borneo, für das wir jedoch einen langen Atem brau­chen würden. Umso mehr freuen wir uns, dass schon jetzt die ersten Erfolge zu sehen sind!

Im Jahr 2019 haben wir uns mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) zusam­men­getan und gemeinsam die einma­lige Chance ergriffen, eine still­ge­legte Ölpal­men­plan­tage in Regen­wald zurück­zu­ver­wan­deln und dadurch eine Wild­tie­r­oase zu schaffen. Genauer gesagt: einen Wild­tier­kor­ridor, der zunächst zwei Natur­schutz­ge­biete mitein­ander verbindet und dann weiter­wächst, bis er ins Herz von Borneo führt.
Und wir nehmen die gute Nach­richt gleich vorweg: Schon jetzt sind die ersten Erfolge zu sehen! Nicht einmal fünf Jahre nach Projekt­be­ginn ist die Rena­tu­rie­rung in Tabin weit fort­ge­schritten und wir konnten bereits neue Gebiete in Sila­bukan Ost und Bukit Piton erschließen! Was wir im Einzelnen erreicht haben, erzählen wir Ihnen hier.

Karte mit Projekte von RFF in Sabah
Karte mit allen Projekten von RFF

Auffors­tung und Biodi­ver­sität auf der Palmölplantage


Unser Partner vor Ort, der RFF, (Link) hat im Jahr 2020 damit begonnen, 50 Hektar erwor­bene Ölpal­men­plan­ta­gen­fläche im Gebiet Tabin zu rena­tu­rieren. Bisher wurden 8.250 Baum­setz­linge von 47 verschie­denen Arten gepflanzt. Dabei nutzt man die Baum­kronen der noch auf dem Areal wach­senden Ölpalmen als Schutz für die zarten Pflänz­chen. Dazwi­schen haben sich zehn­tau­sende wilde Bäum­chen ausgesät, welche wir teil­weise in die Pflege mit einbeziehen.

Baumschule in Tabin, Sabah
Die Setz­linge für die Auffors­tung werden in lokalen Baum­schulen vorbereitet

Nicht alle Setz­linge über­leben die erste Zeit außer­halb der Baum­schule. Wir freuen uns, dass die Morta­lität zwischen den einzelnen Pfle­ge­runden im Jahr 2023 auf 32 Prozent zurück­ge­gangen ist. Um die Auffors­tung weiter voran­zu­bringen, ersetzen wir punk­tuell Pflanzen, die sich an ihrem Standort nicht etablieren konnten, durch andere Arten. So erhöhen wir die Über­le­bens­quote der Bäum­chen und zugleich die Arten­viel­falt auf der Fläche.

Zu Beginn des Projektes haben wir es uns zum Ziel gesetzt, den Bestand der Ölpalmen auf dem Areal zunächst als Schutz für die Setz­linge zu nutzen und sie nach fünf Jahren zu fällen. Und tatsäch­lich sind unsere Setz­linge sowie auch die wilden Bäum­chen an einigen Stellen bereits hoch genug gewachsen. So können unsere Teams im Jahr 2024 mit der Fällung der Ölpalmen beginnen.

Der neu ange­legte See wird zur Wildtieroase


Im Jahr 2022 haben wir auf einer 3,5 Hektar großen Fläche inner­halb der von uns erwor­benen Plan­tage einen künst­li­chen See mitsamt Weide­flä­chen ange­legt. Das Areal war ursprüng­lich komplett mit der inva­siven Pflan­zenart Mucuna brac­teata bedeckt. Seitdem wurden auf der offenen Fläche außerdem rund 500 Bäume gepflanzt.

Teich in einem Gebiet in Tabin, Sabah
Eine Wild­tier-Oase ensteht

Schon jetzt beob­achtet unser Team vor Ort, dass der See und die neu entstan­denen Weide­flä­chen von den Wild­tieren gut ange­nommen werden. Bereits während der Bagger­ar­beiten wurde der See von mehreren Fisch‑, Amphi­bien- und Repti­li­en­arten besie­delt, darunter die gefähr­dete Amboina-Schar­nier­schild­kröte, und die Wasser­fläche wird von etli­chen Vogel­arten genutzt, darunter die gefähr­deten Arten Höcker­storch, Sunda­ma­rabu und Orient-Schlangenhalsvogel.

Unsere Auffors­tungs­teams haben rund um den See auch Elefanten beob­achtet, die ausgiebig auf der neuen Weide­fläche gefressen haben.

Die wilden Tiere kehren zurück


Unser Partner RFF ist seit 2012 konti­nu­ier­lich in dem Auffors­tungs­ge­biet am Ufer des Tabin­flusses aktiv und hatte in dieser Zeit spora­disch Kame­ra­fallen im Einsatz, sowohl entlang des Ufers als auch in der angren­zenden Plan­tage. Außerdem sind Mitar­beiter des RFF häufig im Gebiet unter­wegs. Dadurch haben wir eine recht gute Vorstel­lung davon, welche Arten in diesem Gebiet vor Beginn des Projektes heimisch waren und welche sich im Zuge der Rena­tu­rie­rung neu ange­sie­delt haben. Auch wenn es sich hier um keine syste­ma­ti­sche Studie handelt, so greifen die Teams bei ihren beglei­tenden Beob­ach­tungen der Wild­kor­ri­do­r­er­wei­te­rung doch auf andere wissen­schaft­lich fundierte Erkennt­nisse zurück .

Mit zuneh­mender Breite des Wild­tier­kor­ri­dors wächst die Artenvielfalt

Mitt­ler­weile ist es durch die Still­le­gung der erwor­benen Plan­ta­gen­flä­chen und deren Rena­tu­rie­rung gelungen, den Ufer­streifen von rund 20 Metern rechts und links des Tabin-Flusses auf rund 800 Meter zu verbrei­tern. Und der neue Lebens­raum zieht neue Arten an! Während von 2012 bis 2020 nur wenige größere Säuge­tier­arten in der Korri­dorfläche am Fluss beob­achtet werden konnten – vor allem Bart­schweine, Makaken, Sund­a­katzen und Elefanten – kam in den vergan­genen drei Jahren eine Viel­zahl von Arten neu hinzu. So konnte das Team des RFF Malai­en­bären, Marmor­katzen, Maro­nen­lan­guren, Nasen­affen, Nebel­parder, Plum­ploris und Orang-Utans beob­achten. Zudem wird der beson­ders seltene Höcker­storch seit 2022 regel­mäßig auf der Auffors­tungs­fläche nachgewiesen.

Effi­zient gegen Wilderer und ille­gale Baum­fäl­lungen vorgehen


Ein schwer zu quan­ti­fi­zie­render, aber deut­lich sicht­barer Erfolg des Projekts ist es außerdem, die stetige Entwal­dung sowie die Wilderei im Osten Sila­bu­kans redu­ziert zu haben.

Aufforstung in Ost-Silabukan
Auffors­tung in Ost-Silabukan

Noch zu Beginn des Projektes wurden weiterhin neue Ölpalmen an der Entwal­dungs­grenze inner­halb des Schutz­ge­bietes gepflanzt. In einem ille­galen Ressort auf dem Gebiet wurde außerdem kommer­zi­eller Jagd­tou­rismus betrieben. Beides wurde von den RFF-Mitar­bei­tern vor Ort entdeckt und umge­hend den Behörden gemeldet. Die Forst­be­hörden reagierten prompt: Sie zerstörten alle neuen Ölpalmen und legten das ille­gale Jagdres­sort still.

Die Botschaft ist ange­kommen: Erneute Inves­ti­tionen in ille­gale Akti­vi­täten sind sinnlos! Seit 2022 wurden keine ille­galen Holz­fäl­lungen im Südosten Sila­bu­kans mehr verzeichnet und die Wilderei ist zumin­dest deut­lich rückläufig.


Heraus­for­de­rungen und Lösungen


Während unser Projekt in einigen Gebieten erfreu­liche Fort­schritte gemacht hat, haben wir in anderen mit Heraus­for­de­rungen zu kämpfen. So befinden sich im Südwesten von Sila­bukan eine Viel­zahl ille­galer Plan­ta­gen­flä­chen. Hier plant der RFF, in Koope­ra­tion mit den lokalen Forst­be­hörden, zunächst rund 26 Hektar entwal­deter Fläche wieder aufzu­forsten. Die Auffors­tungs­fläche soll dann schritt­weise ausge­weitet werden, bis alle illegal gero­deten Gebiete rena­tu­riert sind.


Leider stecken diese Arbeiten noch immer in der Vorbe­rei­tungs­phase, da die von uns beauf­tragte Firma aufgrund von Perso­nal­pro­blemen den Auftrag zurück­geben musste. Wir sind nun dabei, die Arbeiten gemeinsam mit dem Team des RFF zu orga­ni­sieren und dabei auch Menschen aus den umlie­genden Commu­ni­ties einzubeziehen.


Wir sind zuver­sicht­lich, durch einen Endspurt zum Jahres­ende 2023 die zeit­liche Verzö­ge­rung im Projekt zumin­dest teil­weise wieder aufholen zu können. Im Gebiet Bukit Piton laufen die Arbeiten jetzt auf Hoch­touren und wir freuen uns darauf, Ihnen schon bald von der weiteren Entwick­lung berichten zu dürfen.

Werden auch Sie zum Regen­wald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regen­wald umzu­wan­deln. Für die Orang-Utans, die Arten­viel­falt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.

Wann und warum sind wilde Orang-Utans neugierig — und was haben sie davon?

Wann und warum sind wilde Orang-Utans neugierig — und was haben sie davon?

Unsere Baby­sit­te­rinnen und Tier­pfleger kennen dies nur allzu gut: Neugie­rige Orang-Utans, die ihre Nasen überall rein­ste­cken müssen, auf der Suche nach Lecke­reien oder neuem, inter­es­santem Spiel­zeug. Eine Gruppe von Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaft­lern hat kürz­lich in einer Feld­studie auf Sumatra die Neugier wild­le­bender Orang-Utans unter­sucht. Und ist dabei zu einigen span­nenden Ergeb­nissen gekommen.

Neue Objekte und Situa­tionen kommen in unbe­rührten, natür­li­chen Lebens­räumen in der Regel selten vor. Doch bieten sie, wenn sie sich ergeben sollten, ausge­zeich­nete Möglich­keiten, etwas Neues zu lernen. Denn genau in solch einem Umfeld werden Indi­vi­duen oft inno­vativ, um aus der unbe­kannten, mögli­cher­weise bedroh­li­chen Situa­tion herauszukommen.

Inno­va­ti­ons­for­schung beim Menschen

Indi­vi­duen, die aktiver mit neuen Stimuli umgehen und offen sind diese zu erkunden, nutzen auch aktiver neue Lern­mög­lich­keiten aus. Solche Menschen entwi­ckeln schneller adap­tive Fähig­keiten und Wissen als zöger­liche Individuen.

Wie sieht es bei den Tieren aus?

Die Prima­to­login Dr. Caro­line Schuppi hat sich mit einer Gruppe von Forsche­rinnen und Forschern auf die Suche nach Faktoren gemacht, die die Neugier bei Orang-Utans beein­flussen können. Die Studie „Ecolo­gical, social, and intrinsic factors affec­ting wild oran­gutans’ curio­sity, assessed using a field expe­ri­ment“ unter­sucht, wie Orang-Utans auf Neues reagieren, aber auch, wie offen sie sind, Neues zu erkunden. Im Gegen­satz zu klas­si­schen Studien zu Reak­tionen auf Neuheiten, haben die Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler hier auf ein Expe­ri­ment­de­sign mit natür­li­chen Mate­ria­lien gesetzt.
Die Hypo­these der Forschungs­gruppe lautete, dass drei Faktoren das Orang-Utan-Verhalten beein­flussen: Das Alter der Tiere, die Anwe­sen­heit einer Gruppe von Artge­nossen, die sich auch für die neuen Objekte inter­es­siert und die Verfüg­bar­keit von Nahrung. Je nach Ausgangs­lage zeigen die Orang-Utans Inter­esse oder komplettes Desin­ter­esse für die neuen Stimuli.

Big Male Orang-Utans Patek und Komo

Inno­va­tionen aus Notwen­dig­keit oder Gelegenheit?

In der Inno­va­ti­ons­for­schung gibt es eine fort­lau­fende Debatte darüber, ob Notwen­dig­keit oder Gele­gen­heit zu Erfin­dungen führt, d.h., ob Indi­vi­duen eher dazu neigen inno­vativ zu sein, wenn sie ökolo­gi­schen Druck verspüren (z. B. bei Nahrungs­mit­tel­knapp­heit oder in Zeiten erhöhten Ener­gie­auf­wands) oder wenn sie geeig­nete ökolo­gi­sche Bedin­gungen und Reize vorfinden (z. B. die Ressourcen und Mate­ria­lien, die für Inno­va­tionen benö­tigt werden) und über erhöhte Mengen an Energie und Zeit verfügen. In der Natur ist eine Sache klar: Neuar­tige Objekte und Situa­tionen stellen poten­zi­elle Gefahren für Wild­tiere dar, beispiels­weise in Form von Verlet­zungen, Vergif­tungen oder der Bedro­hung durch Feinde. Aus evolu­tio­närer Sicht sind Umwelt­ri­siken für lang­le­bige Arten bedeut­samer, so dass bei Arten wie Orang-Utans ein höheres Maß an Desin­ter­esse für neue Objekte zu vermuten wäre.

Was verraten die Studienergebnisse?

Die Studie fand nun heraus, dass wilde, junge Orang-Utans ein viel größeres Inter­esse an neuen Dingen zeigten. Außerdem erkunden sie länger visuell neuar­tige Reize als ihre erwach­senen Artge­nossen.
So ein Verhalten beob­achten auch unsere Post-Release-Moni­to­ring-Teams. Orang-Utan-Junge Bungaran, der 2016 als Baby mit seiner Mutter Signe in Kehje Sewen ausge­wil­dert wurde, ist ein gutes Beispiel dafür. Neugierig klet­tert er von Ast zu Ast auf der Suche nach Nahrung und probiert Neues aus.

Orang-Utan Bungaran auf Entdeckungsreise
Orang-Utan Bungaran auf Entdeckungsreise

Insge­samt waren die Orang-Utans in der Studie jedoch zurück­hal­tend, wenn es darum ging, direkt mit dem Objekt des Expe­ri­ments zu inter­agieren. Diese Kombi­na­tion aus Inter­esse und Scheu schützt die Tieren vermut­lich vor zu gefähr­li­chen Objekten, die für sie z. B. giftig sein könnten, erlaubt ihnen aber gleich­zeitig Neues zu erlernen.
Neben dem Alter ermu­tigt auch die Gegen­wart von Artge­nossen die Orang-Utans mit neuen, unbe­kannten Objekten zu inter­agieren. So erfor­schen wilde Orang-Utans am ehesten neue Gegen­stände (Stimuli) oder nutzen Lern­mög­lich­keiten, wenn sich in ihrer Nähe weitere Wald­men­schen befinden, die eben­falls eine posi­tive Reak­tion auf die Reize zeigen.
Hinsicht­lich der Umwelt­ein­flüsse haben die Forsche­rinnen und Forscher fest­ge­stellt, dass eine hohe Nahrungs­ver­füg­bar­keit (und somit wahr­schein­lich ein hohes Ener­gie­ni­veau) mit einer gestei­gerten visu­ellen Erkun­dung des Versuchs­ap­pa­rats korre­liert. Aller­dings gab es während des Expe­ri­m­ent­zeit­raums keine Fälle von Nahrungs­knapp­heit. Daher ist es schwer zu sagen, wie die Orang-Utans in solch einer Situa­tion reagieren würden.

Je jünger und satter, umso neugie­riger und lernfähiger

Orang-Utan Valentino in der Dschungelschule
Die Anwe­sen­heit von Artge­nossen hat starken Einfluß auf die Neugier 

Die Studie zeigt, dass wilde, junge Orang-Utans neugie­riger sind und neue Reize länger erkunden als erwach­sene Orang-Utans. Gleich­zeitig sind sie aber vorsich­tiger, was ihnen hilft, sicherer Neues über ihre Umwelt zu lernen. Über­ra­schen­der­weise fördert die Anwe­sen­heit von Artge­nossen die Neugier und Erkun­dungs­lust bei den norma­ler­weise solitär lebenden Orang-Utans.
Ein hohes Ener­gie­ni­veau führt zu verstärktem Inter­esse an neuen Reizen, aber es scheint, dass Orang-Utans in Phasen geringer Energie tatsäch­lich näher an diese heran­gehen, was in einer weiteren Studie detail­liert unter­sucht werden soll.
Fest­ge­stellt wurde, dass Alters­un­ter­schiede einen stär­keren Einfluss auf die Neugier haben als die Anwe­sen­heit von Artge­nossen oder die Verfüg­bar­keit von Nahrung. Diese Erkennt­nisse legen nahe, dass junge Orang-Utans am besten geeignet sind, Lern­mög­lich­keiten durch neue Reize auszu­nutzen, wobei die Unter­stüt­zung durch Artge­nossen und güns­tige Umwelt­be­din­gungen ihre Neugier weiter fördern können.

Quellen:

Ecolo­gical, social, and intrinsic factors affec­ting wild oran­gutans’ curio­sity, assessed using a field expe­ri­ment | Scien­tific Reports (nature.com)

Green­berg, R. S. The role of neophobia and neophilia in the deve­lo­p­ment of inno­va­tive beha­viour of birds. In Animal inno­va­tion (eds Reader, S. & Laland, K. N.) 175–196 (Oxford Univer­sity, 2003).

Manches ändert sich nie – Big Boy Beni auf der Walduni

Manches ändert sich nie – Big Boy Beni auf der Walduni

Aus Big Boy Beni ist inzwi­schen, zumin­dest rein äußer­lich, ein junger Orang-Utan-Mann geworden. Seit 2021 besucht er die Wald­uni­ver­sität auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster. Hier hat er auch schon einige – manchmal auch unschöne – Erfah­rungen sammeln können. Doch gewisse Dinge ändern sich bei Beni vermut­lich nie…

Es ist ein sonnig-heißer Morgen auf der Voraus­wil­de­rungs­insel. Der neun­jäh­rige Beni hängt am Ufer ab, mampft ein biss­chen frisches Gras und wirft immer wieder sehn­süch­tige Blicke in Rich­tung des Kanals. Denn er wartet auf die Ankunft des Bootes – eines Bootes voller Leckereien.

Eine Liebe fürs Leben

Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel sind die Orang-Utans eigent­lich sich selbst über­lassen und führen ein Leben fast wie im Regen­wald: Sie hangeln durchs Geäst der Bäume, streifen über die Insel auf der Suche nach Nahrung, bauen Schlaf­nester und üben das wilde Leben. Doch da die Inseln nicht immer ausrei­chend natür­liche Nahrung für alle Wald­stu­denten bieten, liefern wir jeden Tag Obst und Gemüse an die Fütterungsplattformen.

Als in der Ferne das deut­liche Geräusch des heran­na­henden Bootes ertönt, wird Beni aktiv. Schleu­nigst begibt er sich auf die Platt­form, als würde er ahnen, dass heute auch seine geliebten Bananen auf dem Spei­se­plan stehen.

Erst Vitamine und Ballaststoffe

Doch zuerst gibt es vitamin- und ballast­stoff­reiche Mani­ok­blätter, die viel­leicht nicht ganz so beliebt, aber dafür sehr gesund sind.
Als dann aber die Bana­nen­stauden auf der Platt­form landen, ist Beni nicht mehr zu bremsen. Sofort lässt er das Grün­zeug fallen und stürzt sich auf seine geliebten süßen Früchte. An seiner Liebe zu Bananen hat sich bei Big Boy Beni einfach nichts geändert.

Ein biss­chen Wellness

Auch eine andere geliebte Ange­wohn­heit aus der Wald­schule hat Beni auf der Wald­uni­ver­sität beibe­halten: das Schlamm­baden! An heißen Tagen wie diesem – das Ther­mo­meter zeigt bereits 34 Grad – macht es sich Beni noch immer am liebsten in einem kühlenden Schlamm­tümpel gemüt­lich. So wie in der Wald­schule, als dieses Ritual zu seiner abso­luten Lieb­lings­be­schäf­ti­gung wurde.

Kaum sind die Bananen verputzt, macht es sich Beni genüss­lich in einem schlam­migen Tümpel bequem.

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Das Baden in Wasser oder Schlamm hat für Orang-Utans viele Vorteile. Sie kühlen so nicht nur ihren Körper im tropisch-heißen Klima, sondern schöpfen auch das Wasser, um es zu trinken. Und manchmal lecken sie es von ihren Haaren ab. Egal wie, es hilft ihnen, sich ausrei­chend mit Flüs­sig­keit zu versorgen. Außerdem bede­cken die Schlamm­bäder ihre Haut mit Schlamm, der als natür­li­ches Insek­ten­schutz­mittel wirkt. Beni macht also alles richtig.

Orang-Utan Beni
Im kühlenden Nass fühlt Beni sich auch auf der Walduni wohl

Muster­stu­dent Beni

Auch sonst haben wir von Beni nur Gutes zu berichten. Auf der Insel hat er die für Orang-Utan-Männer typi­sche Wander­lust für sich entdeckt. Eifrig streift er über die mehr als 2.000 Hektar große Insel. So hat sich seine ehemals korpu­lente Gestalt inzwi­schen in einen wohl­pro­por­tio­nierten Körperbau verwan­delt. Auch unsere Tier­ärzte sind sehr zufrieden mit Beni. Und unsere Kollegen, die seine Entwick­lung auf der Insel immer scharf im Blick haben, halten ihn für einen der besten Wald­stu­denten. Selbst wenn es – typisch für Beni – immer mal zu Schwan­kungen kommt.

Orang-Utan Beni
Big Boy Beni badet – in der Wald­schule ein häufiger Anblick

Abwechs­lungs­rei­cher Speiseplan

Obwohl er immer noch von der Zusatz­nah­rung profi­tiert, ist Beni sowohl geschickt als auch fleißig bei der Suche nach seinem eigenen Futter. Er hat sich an die natür­li­chen Ressourcen der Insel gewöhnt und verspeist häufig Feigen und wilde Guaven, aber auch Gras, Holz­fa­sern und Termiten als alter­na­tive Prote­in­quellen. Dies zeigt die bemer­kens­werte Intel­li­genz und Anpas­sungs­fä­hig­keit von Beni, der sich in einem Lebens­raum zurecht­findet, der der Wildnis sehr ähnlich ist.

Helfen Sie uns, Beni und all die anderen Orang-Utans in unserer Obhut auf ihrem Weg in die Frei­heit zu unter­stützen. Ihr Beitrag kann den Unter­schied machen, wenn es darum geht, die Zukunft von Orang-Utans wie Beni zu sichern! Vielen Dank.

Orang-Utan-Glüh­wein auf dem Alt-Rixdorfer Weih­nachts­markt in Berlin

Orang-Utan-Glüh­wein auf dem Alt-Rixdorfer Weih­nachts­markt in Berlin

Wir sind auch in diesem Jahr mit einem Stand auf dem tradi­tio­nellen Alt-Rixdorfer Weih­nachts­markt. Im histo­ri­schen böhmi­schen Dorf rund um den Richard­platz in Berlin-Neukölln findet der schönste Weih­nachts­markt Berlins wieder am zweiten Advents­wo­chen­ende statt.
Mehr als 150 Vereine, Orga­ni­sa­tionen und Verbände präsen­tieren hier selbst­ge­machte Klei­nig­keiten, schönes Kunst­hand­werk und liebe­voll Gebas­teltes für die zahl­rei­chen Besu­cher. Aber auch kuli­na­risch mangelt es nicht an Vielfalt.

BOS Deutsch­land versorgt Sie vor Ort mit unserem beliebten Orang-Utan-Glüh­wein — mit oder ohne Schuss. Außerdem können Sie viele Artikel aus unserem BOShop erwerben, wie z. B. unseren neuen “Waldmenschen”-Kalender.

Der Alt-Rixdorfer Weih­nachts­markt findet auf dem Richard­platz 28 in 12055 Berlin statt. Unser Stand ist vor der Villa Rixdorf, Ecke Richardstraße. 

Wann: 8. bis 10. Dezember 2023

Öffnungs­zeiten:
Freitag, 8. Dezember 17–21 Uhr
Samstag, 9. Dezember 14–21 Uhr
Sonntag, 10. Dezember 14–20 Uhr

Eintritt frei