Jede Auswilderung ist ein großes Abenteuer. Und die monatelange Vorbereitung zielt letztlich nur auf den einen großen Moment: Wenn das Gitter des Transportkäfigs nach oben gezogen wird und der Orang-Utan seinen ersten Schritt in die Freiheit unternimmt.
Zwölf Mal durften wir diesen wunderbaren Augenblick gerade erleben. Acht Mal im Schutzwald Bukit Batikap in Zentral-Kalimantan und vier Mal in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan. Hier nehmen wir Sie mit in den Regenwald, um diese Höhepunkte gemeinsam mit uns zu erleben.
Die ersten Freiheitsmomente in Bukit Batikap
Taco
Taco wurde angeblich ohne Mutter aufgefunden und kam 2009 im Alter von zwei Jahren im Rehabilitationszentrum Nyaru Menteng an. 2020 begann er auf der Vorauswilderungsinsel Badak Besar die Walduniversität. Mit 16 Jahren begann nun sein Leben im Schutzwald Bukit Batikap
Carlos
Carlos kam 2004 als zwölf Monate alte Waise nach Nyaru Menteng. 2018 begann auf Kaja Island die letzte Phase seiner Rehabilitation: Die Vorauswilderung. Hier zeigte sich, dass Carlos sich verteidigen kann, wenn es sich bedroht fühlt. Carlos ist jetzt 20 Jahre alt und nach einem 19-jährigen Rehabilitationsprozess in Nyaru Menteng bereit, den Bukit Batikap-Schutzwald als echter, wilder Orang-Utan zu erkunden
Melanie
Melanie war bei ihrer Rettung 2013 dreieinhalb Jahre alt. In Nyaru Menteng besuchte sie die Waldschule und ab 2019 die Walduniversität auf der Vorauswilderungsinsel Salat Island. Die neugierige Melanie ist jetzt 14 Jahre alt und bereit für neue Abenteuer im Bukit Batikap Schutzwald
Cici
2013 wurde Cici von Samboja Lestari nach Nyaru Menteng verlegt. Sie war ursprünglich 2003, als sie etwa drei bis vier Jahre alt war in Samboja Lestari abgegeben worden. Als ihre Auswilderung bevorstand, ergab ein DNA-Test, dass Cici zu einer Subspezies gehört, die in Zentral-Kalimantan heimisch ist (Pongo pygmaeus wurmbii). Daher musste sie nach Nyaru Menteng umziehen. 2018 zog sie dort auf die Vorauswilderungsinsel Kaja Island. Die recht dominante Cici beginnt nun endlich mit 24 Jahren ihr echtes Orang-Utan-Leben im Bukit Batikap-Schutzwald
Rajawali
Rajawali wurde als einjähriger Waise 2011 aus illegaler Haustierhaltung gerettet. 2019 wurde er auf der Insel Kaja Island vorausgewildert. Nach seinem zwölfjährigen Rehabilitationsprozess ist Rajawali nun 13 Jahre alt und bereit, wild und frei im Bukit Batikap-Schutzwald zu leben
Ochie
Ochie wurde 2008 im Alter von zwei Jahren aus West-Kalimantan gerettet. 2019 begann sie die Walduniversität auf der Vorauswilderungsinsel Bangamat. Jetzt ist Ochie 18 Jahre alt. Nach 15 Jahren Rehabilitationszeit genießt sie jetzt im Bukit Batikap-Schutzwald die wahre Freiheit
Juky
Für Juky – auch Juki genannt – ist dies die zweite Auswilderung.
2003 konnte er im Alter von 18 Monaten aus illegaler Haustierhaltung in West-Kalimantan beschlagnahmt werden. Nach Waldschule und Walduniversität haben wir ihn 2016 im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark ausgewildert. Er drang jedoch immer wieder in bewohnte Gebiete ein. Um weitere Konflikte mit der zunehmend ängstlichen menschlichen Bevölkerung zu vermeiden, wurde er zurück auf eine Vorauswilderungsinsel gebracht. Jetzt erhält Juky eine neue Chance auf ein Leben in Freiheit, diesmal im abgelegeneren Bukit Batikap SchutzwaldAuch für Batola ist es die zweite Auswilderung.
Er wurde 2007 in Süd-Kalimantan mit fünf Jahren gerettet. Trotz seines fortgeschrittenen Alters konnte er in Nyaru Menteng die Waldschule besuchen. Als er immer aggressiver wurde, verlegten wir ihn auf die Vorauswilderungsinsel Kaja. 2020 wurde Batola im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark ausgewildert. Da er jedoch, wie Juky mehrmals in ein Dorfgebiet eingedrungen war, wurde beschlossen, ihn zurück nach Nyaru Menteng zu holen. Als 20-jähriger bekommt er nun nochmal die Chance auf ein wildes und freies Leben, diesmal im Bukit Batikap Schutzwald
Wild und frei in Kehje Sewen
Eliona
Eliona kam 2001 im Alter von 3,5 Jahren ins Rettungszentrum Samboja Lestari. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie als illegal gehaltenes Haustier. 2018 zog sie auf die Vorauswilderungsinsel Nr. 7, wo sie bis 2021 blieb. Nachdem unwetterartige Regengüsse Insel Nr. 7 unbewohnbar gemacht hatten, musste Eliona in das Vergesellschaftungsgehege zurückgebracht werden. Die etwas launische Eliona ist jetzt 26 Jahre alt und darf jetzt endlich in Kehje Sewen wild und frei leben
Dias
Dias lebte mehr als drei Jahre als Haustier, ehe sie 2001 in Samboja Lestari abgegeben wurde. 2018 wurde sie auf die Vorauswilderungsinsel Nr. 7 gebracht. Aufgrund von Überschwemmungen und Zerstörungen nach einem Starkregen auf der Insel 7 musste sie ins Vergesellschaftungsgehege zurückgebracht werden. Mit 26 Jahren beginnt die etwas mürrische Dias jetzt ihr freies Leben in Kehje Sewen
Ozi
Ozi ist ein 30 Jahre alter Orang-Utan-Mann, der 2019 humpelnd in der Nähe eines Flusses in Ost-Kalimantan gefunden wurde. Bei seiner Rettung war Ozi so schwach, dass er nur mit einem Netz und unter leichter Narkose einfangen werden konnte. Er war nicht in der Lage, Widerstand zu leisten. Er war abgemagert und litt an akuter Anämie sowie an mehreren Abszessen. Nach seiner Behandlung wurde Ozi in einem Sozialisierungsgehege untergebracht. Nun war es endlich soweit, dass er in die Wildnis zurückkehren konnte. Kehje Sewen erwartet ihn
Gami
Gami wurde 2021 auf dem Gelände einer Kohlemine gerettet. Berichten zufolge hatte er sich dort an den Umgang mit Menschen gewöhnt und wurde regelmäßig von Mitarbeitern mit Futter versorgt. In Samboja Lestari wurde er in ein Sozialisierungsgehege gebracht, wo er wieder lernte, was und wie ein Orang-Utan frisst. Der friedliche Gami ist 30 Jahre alt und darf nun in die Wildnis des Kehje Sewen Waldes einziehen
Auch wenn wir es nun schon 68-mal in elf Jahren gemacht haben: Jede einzelne Orang-Utan-Auswilderung erfüllt uns jedes Mal aufs Neue mit Hoffnung und Zuversicht, dass wir unseren nächsten Verwandten das Überleben möglich machen können. Und mit unerschütterlicher Entschlossenheit, dass wir den Kampf für ihre sichere Zukunft nicht aufgeben werden! Dieses Mal haben wir die Tür in die Freiheit endgültig für zwölf erfolgreich rehabilitierte Orang-Utans aufgerissen. Sie dürfen jetzt wild und frei durch den Regenwald streifen.
Zunächst machten sich acht Orang-Utans aus dem BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng auf den Weg in den Schutzwald Bukit Batikap in Zentral-Borneo. Es war eine herausfordernde Reise für das Auswilderungsteam und die acht neuen Wilden Olchie (18), Rajawali (13), Juky (22), Batola (20), Melanie (14), Taco (16), Carlos (20) und Cici (24).
Mit dem Helikopter in den Regenwald
Über Land fuhren wir die Waldmenschen zunächst mit Jeeps in Richtung Regenwald, dann in zwei spektakulären Helikopterflügen über den geschützten Regenwald von Bukit Batikap und schließlich auch noch auf dem Wasser bis hin zu den entlegenen Auswilderungsstellen.
Vier Transportboxen mit der wertvollen Fracht werden sicher vertautMit dem Helikopter geht es tief hinein in den Schutzwald Bukit BatikapDer Helikopter und die vier Orang-Utans nähern sich der Auswilderungsstelle
Vom BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari in Ost-Borneo machte sich ein zweites Team mit vier Orang-Utans auf in unseren Auswilderungswald Kehje Sewen. Auch hier trotzten wir über Stunden Land, Luft und Wasser, ehe wir tief im Dschungel Ozi (25), Dias (26), Eliona (26) und Gami (30) in ihre Regenwaldheimat entließen.
Im Februar 2021 konnten wir zuletzt Orang-Utans mit dem Helikopter in die Freiheit transportieren. Damals ging es vor allem darum, in der Corona-Pandemie das Ansteckungsrisiko für Tier und Mensch durch die kontaktarme Reise zu minimieren. Dieses Mal haben wir uns für den Luftweg entschieden, weil die Auswilderungsorte sehr abgelegen sind. Mit dem Hubschrauber sind wir deutlich effizienter und minimieren gleichzeitig den Stress für die Orang-Utans.
Opfer von Mensch-Wildtier-Konflikten
Zwei der nun ausgewilderten Orang-Utans – Juky und Batola – waren 2016 bzw. 2020 schon einmal im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya ausgewildert worden. Leider überschnitten sich die Reviere, die sich diese beiden Männchen gesucht hatten, mit menschlichen Siedlungen. So kam es immer wieder zu Mensch-Wildtier-Konflikten. Nachdem wir sie ins Rettungszentrum zurückgeholt hatten, wurden sie nun an einen weit entlegenen Ort im Schutzwald Bukit Batikap umgesiedelt. In der Hoffnung, dass sie ihre Wanderlust – Orang-Utan-Männchen durchstreifen Reviere von bis zu 5.000 Hektar – nicht wieder in die Nähe von Siedlungen treibt.
Juky erhält zum zweiten Mal die Chance auf Freiheit
Auch Gami, ein halbwilder Orang-Utan-Mann, ist Opfer eines Mensch-Tier-Konflikts. Der friedliche Riese war von den Mitarbeitern einer Kohlemine angefüttert worden. Im November 2021 wurde er von der Naturschutzbehörde nach Samboja Lestari zu BOS gebracht. Hier lernte er in zwei Jahren wieder, welches Futter gut für ihn ist und wie er es sich beschaffen muss. Gami streift nun durch die Wälder von Kehje Sewen.
Fern von Menschen darf Gami nun im Regenwald leben
Mit 26 Jahren endlich in Freiheit
Unter den neuen Wilden sind auch zwei Orang-Utans, Eliona und Dias, die viele Jahre illegal als Haustiere gehalten worden waren, ehe sie befreit werden konnten. Ihre Rehabilitation hat aufgrund ihrer artfremden, traumatischen Lebenserfahrung länger gedauert. Doch umso erfreulicher, dass auch solche Primaten im Alter von 26 Jahren noch die Chance bekommen, ein Leben in Freiheit führen zu dürfen.
Noch ein letzter Blick auf die Transportbox, dann begiint die 26-jährige Dias ihr wildes Leben in Kehje SewenEliona startet mit 26 Jahren endlich das Leben, für das sie bestimmt wurde
Ein ganz besonderer Fall ist der von Orang-Utan-Weibchen Cici. Sie sollte schon 2013 ausgewildert werden. Doch ein Gentest während vor der Auswilderung ergab, dass sie zur Orang-Utan-Unterart Zentral-Kalimantans (Pongo pygmaeus wurmbii) und nicht zu der von Ost-Kalimantan (Pongo pygmaeus morio) gehört.
Cici blickt nochmal zurück
Nach einer Reise quer durch Borneo von Samboja Lestari nach Nyaru Menteng und einem Jahrzehnt des Wartens war es nun endlich so weit. Cici durfte in die Freiheit des Dschungels von Bukit Batikap!
Wie es den zwölf neuen Wilden im Regenwald ergeht, erfahren Sie bald hier auf unserer Website.
Um noch viele weitere Orang-Utans in sichere Regenwälder auszuwildern, können wir jede Hilfe gebrauchen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Jede Orang-Utan-Auswilderung ist für jedes einzelne Mitglied der BOS-Familie ein Höhepunkt. Denn genau darauf arbeitet das ganze Team manchmal über Jahrzehnte hin. Vom Moment der Rettung an steuert alles nur diesem Ziel entgegen: jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, eines Tages zurück in seine Heimat, den Regenwald, zu bringen. Und so sind auch die Post-Release Monitoring (PRM) Teams in den Auswilderungswäldern schon Wochen vorher in heller Aufregung, wenn die nächsten neuen Wilden angekündigt werden.
Die Vorbereitungszeit vor einer Auswilderung ist immer besonders aufregend für unser Post-Release Monitoring (PRM) Teams. Immer wenn eine Auswilderung geplant wird, müssen die Teams einige zusätzliche Arbeiten neben ihren Überwachungsaufgaben leisten. So können wir sicherstellen, dass alles reibungslos verläuft, sobald die Orang-Utans vor Ort eintreffen.
Unterstützung aus dem Süden
Unser PRM-Team vom Camp Nles Mamse im südlichen Teil des Kehje Sewen Waldes war darum kürzlich im Camp Lesik im nördlichen Teil des Waldes, um bei diesen Vorbereitungen zu helfen.
Das Team, bestehend aus Lirin, Welem, Rustam und Ransik, arbeitete fleißig an den Vorbereitungen, zu denen die Renovierung des Camp-Bereichs und seiner Einrichtungen gehörte. Auch die Transekte – die Pfade, die die Beobachtungsteams im Wald nutzen – mussten freigeschlagen werden, damit die schweren Transportkäfige ohne größere Schwierigkeiten zu den Auswilderungsorten geschleppt werden können. Und natürlich der Hubschrauberlandeplatz.
Das PRM-Team bereitet den Landeplatz für den Helikopter vorUnd auch die Stellen, an denen die Klappen der Transportboxen geöffnet werden
Damit die Mitarbeiter, die die Orang-Utans aus dem Rettungszentrum in den Regenwald begleiten, auch einen Schlafplatz im Camp vorfinden, muss für sie auch ein temporäres Camp eingerichtet werden.
Für das temporäre Camp wurden Wasserleitungen gelegt
So hatte das PRM-Team im letzten Monat einiges zu tun, neben den routinemäßigen Patrouillen durch den Regenwald.
Jetzt geht die Arbeit richtig los
Wie immer wird das Team auch in den Wochen nach der Auswilderung der Orang-Utans Nest-zu-Nest-Überwachungen durchführen, um sicherzustellen, dass sich die neuen Wilden erfolgreich an die neue Umgebung anpassen. Obwohl jede Auswilderung ein echter Kraftakt für unsere PRM-Teams ist, bieten diese außergewöhnlichen Zeiten auch wichtige Lektionen in Teamarbeit, Koordination und Management. Und vor allem sind es Momente, die sich für immer und ewig in die Herzen und die Erinnerungen unserer Mitarbeiter einbrennen. Denn was gibt es schöneres, als einem Orang-Utan nach langen Jahren der Rehabilitation endlich die Freiheit zu schenken.
Wir haben es endlich wieder getan! Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause konnten wir nun glücklicherweise wieder fünf rehabilitierten Orang-Utans in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan die langersehnte Freiheit schenken. Die letzte Auswilderung in dieses Gebiet fand am 18. Februar 2021 statt – viel zu lange her.
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Kommen Sie mit auf unsere 25. Auswilderung aus dem Rettungszentrum Samboja Lestari
Am 16. Mai 2023 begann das große Abenteuer Freiheit, Seite an Seite mit der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA – und natürlich nach wie vor unter Einhaltung strenger Gesundheitsprotokolle. Die Auswilderung wurde seit Monaten geplant und vorbereitet und verlief – trotz einiger unerwarteter Hürden – reibungslos.
Leicht sediert – und damit entspannt und friedlich – geht es huckepack zum letzten Check-up
Nachdem die Auswilderungskandidaten Andreas (10), Mayer (10), Leann (13), Elaine (13) und Riana (10) leicht betäubt, aus ihren Käfigen geholt und ein letztes Mal von unseren Tierärzten durchgecheckt wurden, durften sie ihre Transportboxen beziehen. Gut auf den Ladeflächen der Jeeps gesichert, starteten die fünf gegen 11 Uhr mit dem Team vom Rettungszentrum Samboja Lestari nach Muara Wahu.
Die Kolonne macht sich auf den Weg mit ihrer wertvollen Fracht
Nach rund zwölf Stunden Autofahrt setzte das Team nach einem Zwischenstopp seine Reise zum Pier 67 fort, an dem der Telen-Fluss überquert werden sollte. Diese Anlegestelle ist unser Hauptzugang zu den Auswilderungsstellen im schwer zugänglichen und unwegsamen Wald von Kehje Sewen.
Gefährliche Überfahrt
Was für europäische Ohren nach einer zwar langen, aber doch machbaren Autoreise klingt, kann auf Borneo schnell zu einem gefährlichen Abenteuer werden. Denn die „Straßen“ sind größtenteils unbefestigt und verwandeln sich nach starken Regenfällen schnell in Schlammpisten. Oder schlimmeres. Denn plötzlich stieß das Team auf einen Erdrutsch, der eine ohnehin schon brüchige Holzbrücke beschädigt hatte. Was nun? Zunächst verließen alle menschlichen Passagiere die Fahrzeuge und gingen zu Fuß weiter. Die geschickten und wagemutigen Fahrer mussten dann das wenige, was von der Brücke noch intakt war, sehr vorsichtig befahren, um ihre wertvolle Fracht sicher auf die andere Seite zu bringen. Die Orang-Utans verfolgten den aufregenden Zwischenfall übrigens interessiert aber entspannt aus ihren Transportkäfigen auf den Ladepritschen der Jeeps.
Fingerspitzengefühl, Geschick und Wagemut gehören dazu, um auch diese brenzlige Situation zu meistern
Glücklicherweise ging alles gut und alle Fahrzeuge schafften es unbeschadet auf die andere Seite, wo das Team die Orang-Utans in ihren mit „Schwimmwesten“ gesicherten Transportboxen in die bereitstehenden Motorboote verlud. So wurde einer nach dem anderen auf die andere Uferseite des Telen-Flusses zur Auswilderungsstelle im Regenwald von Kehje Sewen verfrachtet.
Gut gesichert geht es über den rauschenden Telen-Fluss
Nach einer 20-stündigen Reise auf dem Land- und Flussweg vom Rettungszentrum Samboja Lestari zur Südseite des Kehje Sewen Waldes, konnten endlich die Transportboxen an den zuvor ausgewählten Auswilderungsorten geöffnet werden. Mayer und Elaine wurden am ersten Ort gemeinsam ausgewildert, während Andreas, Leann und Riana am zweiten Ort ihre ersten Schritte in die Freiheit unternahmen.
Mayer hatte genug von der langen Reise. Darum durfte er als Erster in die Freiheit
Mayer war der erste, der aus der Transportbox entlassen wurde. Und das war auch höchste Zeit, wie er dem Team leicht aggressiv klar machte. Nicht ungewöhnlich für Mayer, auf diese Weise die lange und stressige Reise zu bewältigen. Doch schnell hatte er sich beruhigt und schnappte sich erstmal den restlichen Reiseproviant aus der Box, ehe er schließlich einen Baum erklomm und sich an den wilden Früchten und Blättern labte.
Elaines erster Blick in ihre neue Heimat
Ganz anders reagierte Elaine auf die Öffnung ihrer Box. Sie begann sofort, ihre neue Umgebung zu erkunden und kletterte auf die nächsten Bäume. Ihre erste Rast in ihrem neuen Zuhause machte sie in den bequemen Äste eines Rasamala-Baums (Altingia excelsa).
Andreas hat es eilig, den Baum zu erklimmen
Auch am zweiten Auswilderungsort wurde zunächst die Transportbox des Männchens – Andreas – geöffnet. Der aktive Orang-Utan-Mann kletterte sofort auf den Baum vor ihm und baute ein Nest. Doch mit seiner Ruhe war es gleich zu Ende, als wir Leanns Transportkäfig geöffnet hatten. Sofort machte er sich auf, um seine neue Nachbarin zu begrüßen und sein Interesse an ihr kundzutun, was damit endete, dass sich die beiden paarten. Wir könnten nicht stolzer auf Andreas und Leann sein, die es sich bereits gemütlich gemacht haben und versuchen, die Zahl der Orang-Utans in Kehje Sewen auf natürliche Weise zu vergrößern!
Großes Interesse, die Orang-Utan-Population auf natürliche Weise zu vergrößern
Riana war die letzte, die aus ihrer Box schlüpfen durfte. Sie kletterte auf den nächsten Baum und genoss erstmal ausführlich ihren Ausblick, ehe sie sich Andreas und Leann näherte. An ihrem ersten Tag im Wald hielt sich das Trio nur wenige Meter voneinander entfernt auf. Als die Sonne unterzugehen begann, machte sich Riana an die Arbeit und baute sich ein Nest, in dem sie am Abend friedlich schlafen konnte.
Riana genießt erstmal entspannt die Aussicht im Regenwald
Wir hoffen sehr, dass sich diese fünf rehabilitierten Orang-Utans gut an ihr neues Zuhause, den Kehje-Sewen-Wald, gewöhnen werden. Das sollte kein Problem sein, denn Kehje Sewen bedeutet in der Sprache der Wehea Dayak so viel wie „Heimat der Orang-Utans“. Mit der Ankunft dieser fünf Orang-Utans steigt die ausgewilderte Orang-Utan-Population von Kehje Sewen auf 126 Tiere und das Potenzial für neuen Orang-Utan-Nachwuchs wächst. Genießt die Freiheit, für die ihr so hart gearbeitet habt, Riana, Leann, Andreas, Elaine und Mayer!
Zwölf Jahre haben wir Ben auf sein selbstständiges Leben im Dschungel vorbereitet. Wir haben ihn alles gelehrt, was ein wilder Orang-Utan können und wissen muss und ihm im November 2022 die Freiheit im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya (Zentral-Kalimantan) geschenkt. Ben war der 500. rehabilitierte Orang-Utan, den BOS seit 2012 ausgewildert hat. Jetzt, nach fast sechs Monaten im Regenwald, können wir berichten, wie es dem jungen Orang-Utan-Mann inzwischen geht.
Früh morgens um fünf Uhr brachen Andri und Yardi – zwei Mitglieder unseres Beobachtungsteams im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya – zu einer ihrer Patrouillen auf. Auf dem Weg zum Rangkong-Fluss kreuzte der zwölfjährigen Ben ihren Weg, der seit fast sechs Monaten den geschützten Regenwald erkundet.
Ben, der 500. von BOS ausgewilderte Orang-Utan, genießt seine Freiheit
Wie gut wir unsere Schützlinge auf die große Freiheit vorbereitet haben, zeigt sich letztendlich erst, wenn sie auf sich allein gestellt im Dschungel zurechtkommen müssen. Um sicher zu gehen, dass es allen ausgewilderten Tieren gut geht – und im Notfall auch eingreifen zu können – durchstreifen unsere Beobachtungsteams die Auswilderungswälder. Dabei sammeln sie nicht nur Daten von den neuen Wilden, sondern auch von der Phänologie der Pflanzen und Begegnungen mit anderen Arten.
Wie Nadeln im Heuhaufen
Einen unserer Orang-Utans im über 180.000 Hektar großen Auswilderungsgebiet des Nationalparks zu treffen, hat mit Erfahrung, aber auch mit Glück zu tun. Die Tiere bekommen von uns zwar einen Sender implantiert, doch der schickt seine Signale maximal 300 Meter weit. Und Orang-Utans sind nicht nur sehr gut darin, sich im dichten Blätterdach unsichtbar zu machen, sondern haben die menschlichen Besucher meist schon viel früher ausgespäht. Gute Indikatoren für unsere Beobachtungsteams, dass sich Orang-Utans in der Nähe aufhalten, sind vor allem frische Schlafnester in den Bäumen und Speisereste auf dem Boden.
So war es auch bei Ben, den Andri und Yardi nicht weit von seinem in der Nacht zuvor gebauten Nest entdeckten. Die beiden machten sich direkt daran, Ben zu beobachten und seine Verhaltensdaten aufzuzeichnen. Der ruhte sich auf den Ästen eines Kapokbaumes (Ceiba pentandra) aus und naschte dabei dessen Blätter. Die Menschen hatte er natürlich längst entdeckt und stieß einige Male ein missbilligendes Grunzen aus.
Ben auf Erkundungstour im Regenwald
Die beiden Beobachter konnten erfreut feststellen, dass sich Ben über den ganzen Tag auf der Suche nach Nahrung aktiv durch die Bäume bewegte und eine Menge unterschiedlicher Waldfrüchte, Blätter und Rinden fraß. Auch die Barriere des Rangkong-Flusses meisterte er, indem er ihn über die Äste überquerte. Ehe der Regen einsetzte, baute Ben ein bequemes und stabiles Nest in der Spitze eines Ficus-Baumes, wo er sich für die Nacht einrichtete. Das war das Zeichen für unser Team, ihr Tagwerk zu beenden und sich selbst auf den Rückweg zu machen, ehe die Nacht einsetzte.
Ben hat sich gut eingelebt
Bens Body Condition Score (BCS) – eine Maßeinheit, die den Ernährungszustand bei Tieren bewertet – zeigt, dass er bei guter Gesundheit ist. Seine Erkundung des Waldes und seine Aktivität bei der Nahrungssuche deuten eindeutig darauf hin, dass Ben sich seit seiner Auswilderung gut an seine neue Umgebung angepasst hat. Ben ist der 189. neue Wilde im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya, 190 Orang-Utans fanden die Freiheit im Schutzwald Bukit Batikap, 121 im Auswilderungswald Kehje Sewen. Wir sind zuversichtlich, dass Ben seinen Teil dazu beitragen wird, eine neue, wilde Orang-Utan-Population in den Wäldern von Borneo zu schaffen.
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